Den Optus Refraktor optimieren
Der Optus ist ein klassischer 2-linsiger Fraunhofer-Achromat. Seine Öffnung beträgt
70mm (2,75 Zoll) bei einer Brennweite von 700mm. Dies entspricht einem Öffnungs-
verhältnis von 1:10. Bei der relativ geringen Öffnung ist hier kaum ein Farblängsfehler
zu erwarten. Auch die Praxis zeigt tatsächlich extrem wenig bis kaum sichtbare
chromatische Aberration.
Damit nun der Optus, so wie in der Werbung beschrieben, auch für terrestrische
Beobachtungen herangezogen werden kann, wurde ein Okularauszug gewählt, der einen
maximalen Fokussierweg von ca. 20cm (!!!) zuläßt! Bei Beobachtungen ohne Zenithprisma
ist das in Ordnung. Setzt man aber das Zenithprisma ein, das für astronomische Beobachtungen
unabdingbar ist, so kommt ein zusätzlicher optischer Weg von ca. 77mm durch den Zenith-
spiegel hinzu, der logischerweise dadurch kompensiert werden muß, daß der Okularauszug
fast 8cm weiter in den Tubus gedreht werden muß. Dadurch kommt es an zwei Stellen zu
Vignettierungserscheinungen, die bei astronomischem Gebrauch die freie Öffnung auf knapp
unter 50mm abschatten! In praxi ist also - mit Zenithspiegel - der Optus effektiv nur ein knapp
2-zölliger Refraktor, um genau zu sein, 47mm! Eine Beseitigung dieser Vignettierung bedeutet
also gegenüber dem Serienzustand eine um den Faktor 2,25 größere optisch wirksame Fläche.
Dies entspricht visuell ca. 1 Magnitude! Dieser Unterschied ist im direkten Vergleich eines Optus
mit einem Optimus (optimierter Optus) am Himmel auch feststellbar. Da der Umbau in 20 Minuten
zu machen ist und absolut unkritisch ist, sollte dies jeder Optus-Besitzer tun!
Hier möchte ich nun beschreiben, wie es zu der genannten Abschattung kommt und welche
Maßnahmen dagegen zu treffen sind.
Der Okularauszug enthält eine Feldblende. Diese hat einen freien Durchmesser von 12mm und
kommt bei Beobachtung mit Zenithspiegel ca. 52cm hinter der Frontlinse zu liegen. An dieser Stelle
hat aber das von der vollen Öffnung der Frontlinse kommende Strahlenbündel noch 18mm Durch-
messer. Also wird das äußere Drittel des Strahlenbündels, welches 55% des Lichts enthält, einfach
abgeblendet, die Lichtmenge sinkt auf über die Hälfte. Der Standardoptus liefert also 44% Licht.
Durch Entfernen der Blende käme als nächstes die Vignettierung durch das zu lange Rohr des
Okularauszugs zum tragen, so daß durch bloßes Wegnehmen der Blende die Lichtmenge auf etwa
80% steigen würde.
Der Okularauszug steht aber nach dem objektivseitigen Anschlag des Zahntriebs noch weitere 27mm
ungenützt in den Tubus. Diese 27mm Rohr können ohne Verlust an Stabilität und Fokussierweg
bedebkenlos abgesägt werden. Die Summe beider Maßnahmen liefert uns somit die 100% Lichtmenge
von 70mm Öffnung! Durch Entfernen der Blende kommt es - vor allem bei Tagbeobachtung zu kontrast-
armen Abbildungen, unter Tags macht sich dies durch Grauschleier im Okular, nachts praktisch nicht
bemerkbar. Auch dagegen gibt es eine schnelle und billige Abhilfe: Man nehme ein 97mmx200mm
langes Stück schwarzes Tonpapier, rolle es zu einer Röhre und stecke diese von hinten in den Okular-
auszug. Das Tonpapier legt sich durch die ihm eigene "Federkraft" eng an die Tubuswand. Die 97mm
entsprechen dabei genau dem inneren Umfang der Röhre!
Somit ist auch bei Tagbeobachtungen der Kontrast wieder optimal!
Die Arbeitsschritte im Einzelnen
Als erstes löst man die beiden Schrauben am Antrieb des Okularauszugs und entfernt den kleinen
Metalldeckel.
Dabei wird ein Messingformteil sichtbar, das den Schneckentrieb gegen den Zahntrieb vorspannt.
Auch dieses Teil ist zu entfernen:
Dann entnimmt man das chromatierte Kunststoffrohr des Okularauszugs, indem man es nach hinten
aus dem teleskop zieht. Aus dem Rohr drückt man nun mit einem stumpfen Gegenstand die schwarze
Kunststoffblende heraus:
Im zweiten Bild sieht man sehr schön, daß das Rohr links neben dem Zahntrieb, also objektivseitig,
noch etwas länger ist. Diese 27mm werden nun mit einer Metallsäge abgetrennt:
Das recht duktile ABS-Material läßt sich sehr gut und präzise praktisch ohne Kraftaufwand sägen.
Die Schnittfläche setzt man direkt ausserhalb des Zahntriebs an. Nach dem Sägen wird diese
schnittfläche noch mit einem feinen Schmirgelpapier entgratet und entspant:
Hier sieht man auch schön, wo genau der Schnitt anzusetzen ist.
Dann setzt man das Kunststoffrohr wieder von hinten in den Okularauszug ein, setzt auch das Messingformteil
wieder ein und schraubt den Deckel auf. Mit der Kraft, mit der die beiden Schrauben angezogen werden, kann
stufenlos eingestellt werden, wie straff der Okularauszug bewegt werden soll.
Danach setzt man das Tonpapier (schwarz, ca. 97x200mm) in den Okularauszug ein:
Dies ist quasi der Ersatz für die Blende und reduziert Reflexionen an der Innenwand des Okularauszuges
auf ein Minimum. Dies zeigt das nächste Bild:
Ein Foto von hinten durch das Fernrohr gegen den taghimmel. An der Wandung des Okularauszugs sind
praktisch keine störenden Reflexe mehr sichtbar, alles ist schön schwarz.
Zum Schluß noch die beiden Überbleibsel der Operation:
Links die Blende, rechts das tubusinnere Ende der Okularauszugshülse.
Wie gesagt, sind diese Maßnahmen innerhalb von 15 Minuten durchführbar und verpassen dem Optus
im astronomischen Betrieb ein deutlich sichtbares Plus - so ca. 0,75 Magnituden gewinn gegenüber dem
Auslieferungszustand sind schon nicht schlecht. Interessanterweise verschlechtert sich die Bildqualität
durch diese Maßnahme in keinem Bereich. Sowohl Bildhelligkeit, Kontrast, Bildschärfe und Bilddefinition
sind spürbar besser geworden!
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