Optimierung der Objektivfassung von Refraktoren
Die billigen Amateurrefraktoren erfreuen sich ja immer noch einiger Beliebtheit, und manche, etwas bessere Modelle, verfügen sogar über eine justierbare Linsenfassung. Hier kann die optische Achse des Objektivs parallel zur Tubuslängsachse einjustiert werden, so daß der Refraktor seine optimale Schärfeleistung erzielen kann. Wie wichtig eine gute Kollimation auch beim Refraktor ist, konnte ich bei der interferometrischen Vermessung meines 152/1200er Fraunhofer erleben. Hat die Optik bei exakter Kollimation einen Strehlwert im Grünen von 93%, so bricht dieser bei leichter Schiefstellung des Objektivs auf unter 84% ein. Die Beugugnsgrenze kann also bei Fehlkollimation recht schnell unterschritten werden.
Justiert werden die Objektivzellen bei vielen der Refraktoren über 3 Zug- und Druckschraubenpaare. Diese sind leider zeimlich umständlich einzustellen, denn bei passender Kollimation verzieht sich die Justage durch Anziehen der Druckschrauben oftmals wieder ziemlich stark. Entsprechend fummelig und zeitaufwändig ist es, eine wirklich vernünftige Justage hinzubekommen.
Aus diesem Grunde habe ich die Druckschrauben durch zylindrische Federn auf den Zugschrauben ersetzt, die automatisch die zur Stabilisierung der Objektivzelle nötige Gegenkraft erzeugen. Diese Lösung ist bei meinem äquatorialen 10"-Newton bei der Hauptspiegelhalterung von Haus aus so umgesetzt und hat sich beim Kollimieren stets super bewährt.
Der ganze Umbau nach dieser Anleitung - Umbau ist eigentlich zu viel gesagt - kann in 10 Minuten vonstatten gehen und ist absolut einfach. Ich hab mir im nächsten Baumarkt ein Federnsortiment gekauft, Kostenpunkt 3,99 Euro. Darin sind 25 verschiedenen Zylinderfedern enthalten, ideal, um erstmal ein Gefühl zu bekommen. Diese Sortimente findet man meist an der Stelle im Baumarkt, wo es auch Wandhaken, Möbelfilzgleiter, Magnetpins, Stecknadeln und ähnlichen Krimskrams bis hin zu Büroklammern gibt.
Meist gibt es in Baumärkten auch Aluminiumprofile in allen möglichen Formen, die sind meist (oder oft ) von einer Firma namens Alfer. Wo diese Aluprofile rumstehen, hängen zumeist auch Beutelchen mit anderen Alfer-Produkten, z.B. eben Zylinderfedern in verschiedenen Dicken, Längen und Härtegraden (Weich, mittel, hart). Etwas Passendes zu finden, sollte also in keinem Bauarkt ein Problem sein. Der Härtegrad mittel ist eigentlich ausreichend, hart geht auch, muß aber wirklich nicht sein.
Bei meinem Refraktor (TS 152/1200) sind die Zugschrauben ganz normale M5-Schrauben, also braucht man nur nicht zu weiche Federn, in die man eine M5-Schraube bequem reinstecken kann. In nachstehendem Bild sieht man die von mir aus dem Sortiment gewählten Federn sowie ein Zug-/Druckschraubenpaar, wobei die Längere die wieder verwendete Zugschraube ist.
Hier liegt der Refraktor mit der abgenommenen Taukappe bereits in Umbauposition im Hobbykeller:
Am besten ist es, man lockert erst alle drei Zug-/Druckschraubenpaare und entfernt dann eines davon, dann bringt man die Feder ein und schraubt die Zugschraube wieder ein paar Gewindegänge rein, bis die Feder unter leichte Vorspannung gerät. Gegebenenfalls kann man die Zugschraube auch durch eine längere oder kürzere Schraube ersetzen.
Die Schraube, die im Bild ganz versenkt ist, ist die Zugschraube, die rausstehende Schraube ist die Druckschraube zum Kontern.
Hier sieht man die erste der drei Halterungen bereits ohne Schrauben.
Auf dem letzten Bild sieht man, wie die endgültige Lösung aussieht. Die Feder drückt die Objektivfassung gegen den Schraubenkopf, wenn man die Schraube lockert, kommt die Linse automatisch weiter raus und muß nicht mehr nachgekontert werden. Auf diese Weise ist der Refraktor in 2 Minuten per Cheshireokular kollimiert und zwar mit einer Genauigkeit, wie ich sie mit der ursprünglichen Lösung nie hingekriegt habe. Nach einigen Beobactungsnächten kann ich auch sagen, daß die Justierstabilität hervorragend ist. Ist die Justage nicht stabil genug, gibt es zwei Lösungen:
1. Suche einen Kollimationspunkt, bei dem alle drei Federn stärker zusammengepreßt sind, da die Federkraft proprtional zur Stauchung zunimmt.
2. Sollte dies immer noch nicht ausreichen: Nimm eine etwas härtere Feder.
|