Bestimmung des periodischen Schneckenfehlers einer Montierung
Wer sich für den periodischen Schneckenfehler seiner äquatorialen Montierung interessiert,
der tut dies aus astrofotografischem Interesse. Nicht wenige der astrofotografisch ambitionierten
Amateure beschäftigen sich auch mit der Webcamfotografie von Planeten. Wenn dem so ist,
braucht man nurmehr seine AVI-Dateien zu analysieren und dem Schneckenfehler kann eine
obere Grenze gesetzt werden.
Ich möchte das ganze mal an einem von mir aufgenommenen AVI demonstrieren. Ausgangs-
material ist ein Video-Stream von Saturn mit einer Laufzeit von 10 Minuten. Damit ist schonmal
sicher gestellt, daß auf jeden Fall eine Schneckenumdrehung (dauert ja typisch 8 Minuten)
abgedeckt wurde. Die Montierung war in diesem Fall meine in keiner Form optimierte EQ-6.
So schaut nun der in meinem Beispiel aufgenommene Saturn aus:
In einem Graphikprogramm (beispielsweise MS Paint - ist bei jeder Windowsversion eh dabei)
hab ich mal mein Objekt ausgemessen. Der Saturn schwingt sich hier zu einer großen Ringachse
von sage und schreibe 128 Pixeln auf. Aufgenommen wurde das AVI am 8.12.2003. Laut Himmelsjahr
war hier der Durchmesser der großen Ringachse visuell 46,3". Das macht pro Pixel 0,36".
So weit so gut.
Und jetzt kommts:
Nun habe ich das Video nicht über einen Zentrieralgorithmus
mitteln lassen, sondern einfach alle Bilder ohne Lagekorrektur aufkumuliert. Jetzt sieht man wie bei
einer verwackelten Langzeitaufnahme, wo sich der Saturn im Bild bewegt hat. Hier das Resultat:
Der Saturn ist jetzt plötzlich 192 Pixel auseinandergelaufen. Dies ist die Summe aus folgenden Bewegungsvektoren:
(I) Der periodische Schneckenfehler
(II) Die Drift wegen schlechter Polachsenfluchtung
Da die so ermittelte Bewegung beide Komponenten enthält, deren zweite, die Drift aufstellungsbedingt
bestenfalls 0 sein kann, ist der periodische Schneckenfehler kleiner oder höchstens gleich dem so ermittelten
Wert, was sich auch einfach mathematisch beweisen läßt. Aus Gründen der Nachvollziehbarkeit verzichte ich hier
auf diesen Rechengang.
192 pixel bedeuten im Maßstab des aufgenommenen Films 69,5". Tatsächlich hat der Saturn 46,3", macht eine
Differenz von 23,2 Bogensekunden. Dies ist der Spitze-Spitze-Wert der Pendelbewegung, wenn die Drift 0 ist.
Ist die Drift >0, ist der Spitze-Spitze-Wert der Pendelbewegung sogar noch kleiner.
Gehen wir also vom worst case aus, die Montierung sei ideal eingescheinert gewesen, so haben wir nun einen
maximalen periodischen Schneckenfehler von +/- 12 Bogensekunden.
Für eine stinknormale EQ-6 doch schon recht ordentlich, denke ich...
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